Bubbles & Struggles

Ruof Petnat 2023
Ruof Pet Nat 2023

Auch dieses Jahr verkoste ich als ersten Petnat des neuen Schweizer Jahrgangs eine Flasche von Christof Rouf aus Jenins. Die Weine von Christof kenne und schätze ich seit Jahren. Eine Probe des neuen Jahrgangs lässt sich jeweils gut einordnen und gibt für mich auch generell ein gutes erstes Bild, wie das Jahr weintechnisch lief.

Besonders spannend dabei ist nicht zuletzt die Tatsache, dass gerade für Petnats nicht immer die besten Trauben und besten Lagen gährend in der Flasche landen – das macht sie als Basis-Indikator umso spannender.

Vorweg: Das Resultat überzeugt. Auch der Pet Nat 2023 von Christof Ruof hat diese feine Balance von Frucht, Säure und Cremigkeit und eine innere Energie/Spannung, die gleichzeitig Ruhe ausstrahlt wie auch Freude. Stilistisch ist dieser Jahrgang klar «Ruof» durch und durch, aromatisch näher bei den Sonnenjahren 2022 und 2020 als beim kargeren (aber sehr spannenden) 2021.

Aber der Weg dahin, der war nicht einfach im Weinjahr 2023.

Am Anfang lief alles gut, doch ab dem Sommer folgte eine Herausforderung nach der anderen: Christopf berichtet von Hagel im Grünpunkt-Stadium, Hitzetagen im August und beim Farbumschlag noch einmal Hagel mit zwei Tagen Dauerregen. Verzögerte Reife, platzende Beeren, eintrocknende Beeren – und dadurch am Schluss ein sehr wechselhaftes Bild im Rebberg mit unterschiedlich reifem Traubengut.

Auf den letzten Metern war deshalb voller Einsatz und volle Konzentration angesagt: Viele Durchgänge im Rebberg mit den Tee-Präparaten und dann vor allem konsequentes Erlesen im Rebberg, um wirklich sauberes Lesegut in den Keller zu bringen.

Im Glas präsentiert sich das Resultat dieses Einsatzes sehr stimmig und genussvoll – die Mühe dahinter lässt sich nur noch vage erahnen. Auch dieses Jahr mit tiefen 11.7%, einer sauberen, klaren Stilistik und tollen Aromatik.

Danke Christof für den Einsatz und deinen Durchhaltewillen auch in stürmischen Zeiten!

Pet Nat 2023, Christof Ruof (Jenins, Schweiz). Pét-Nat aus Pinot Noir, 11,7%. Erhältlich bei More Than Wine für CHF 28.-

Funkiness: clean | mild | wild

Merlot Reloaded: Ticino Bubbles

Da geht was: Leonce 2020 der Cantina Blass

Das Tessin und der Merlot, das ist eigentlich eine Erfolgsstory eher jüngeren Datums. Ab 1906 wurde er als Antwort auf die Reblaus-Plage erstmals gepflanzt und ab 1949 stark gefördert. Die Tessiner Talent-Scouts wurden auf ihrer Suche nach einem neuen Aushängeschild für den Kanton in Bordeaux fündig und haben mit dem Merlot eine Traubensorte zurück gebracht, die sich im alpin-mediterranem Klima mit seinen warmen Sommern und milden Wintern ähnlich wohl fühlt wie bei sich zuhause im Südwesten Frankreichs.

Vor lauter optimaler Reifebedingungen scheint man es sich dann aber im Merlot-Rausch etwas zu bequem eingerichtet zu haben und so richtig innovative Signale waren aus dem Tessin irgendwie lange nicht zu vernehmen: Die gleichen grossen Kellereien produzieren seit Dekaden die gleichen wohlfruchtigen Weine.

Aber langsam tut sich was: Adrien Stevens, Fawino, Vino Hauser setzen neue Impulse und suchen mit einer eigenen, frischen Stilistik ihren Platz im Weinkanton.

Und in Astano haben Gaby und Alex Blass 2019 die Cantina Blass aus der Taufe gehoben mit einem eindrücklichen Line-Up an charakteristischen, puristischen Weinen, die eine eigene Sprache sprechen. Es sind frische, moderne, naturnahe Weine – undogmatisch, aber mit einer klaren Handschrift. Weine zum Trinken, unkompliziert, aber mit Verve. Geschmacklich näher an der Loire und am Beaujolais als an Bordeaux.

Mit «Leonce» gibt es auch einen Petnat im Portfolio: Merlot-Rosé vom Saftabzug der Rotweine, ohne Zugabe von Schwefel, unfiltriert abgefüllt. Gut 600 Flaschen werden jeweils davon produziert und es lohnt sich, eine solche zu organisieren: Cremig, fruchtig im Geschmack, elegant-dezente Bubbles, die hedonistisch-fröhliche Seite des Merlots als Schaumwein interpretiert.

Leonce 2020, Cantina Blass (Tessin, Schweiz). Pét-Nat aus Merlot, 13%. Erhältlich direkt beim Weingut für CHF 22.-

Funkiness: clean | mild | wild

Backflip in die Schaumwein-Zukunft

Wildrose Riesling Petnat 2021 und Rosé Ancestral 2020 vom Weingut Rosner

Im Jahr 2010 absolvierte Stefan Rosner in London in einer Wein-Bar ein Praktikum und trank zum ersten Mal einen Pét-Nat, ohne aber überhaupt zu wissen, dass das ein Pét-Nat ist: Aus der Flasche eingeschenkt, ohne Label. Die Neugierde war geweckt und schon zwei Jahre später – mit 20 Jahren – begann Stefan selber im Familienweingut in Langenlois mit gärendem Most zu experimentieren. Seine Mission blieb seither konstant: einen guten Sekt zu machen, ohne Zusätze.

Wenn man die aktuellen Jahrgänge seiner beiden Schaumweine «Rosé Ancestral» und «Wildrose Riesling Petnat» im Glas hat, merkt man schnell: Mit dieser Mission ist Stefan gut auf Kurs.

Die beiden Weine sind glasklare, saubere Vertreter ihrer Art. Sie haben Charakter, sind frisch und deutlich als Weine mit Herkunft erkennbar. Beim Rosé Ancestral schmeckt man die knackige Beerenaromatik des Zweigelts, beim Wildrose Riesling Petnat sprüht ein Säure-Zitrus Feuerwerk aus der Flasche. Was auch ganz klar ist: Das sind keine funky Naturweine.

Das Weingut Rosner kann auf eine Familientradition seit 1897 zurückblicken. Seit 2006 wird es nach organisch-biologischen Richtlinien geführt, seit 2010 ist es offiziell zertifiziert. Insgesamt werden 17 Hektar bewirtschaftet, direkt um Langenlois in Niederösterreich. Seit 1995 führen Stefans Eltern Renate und Norbert Rosner das Weingut, aber Schritt für Schritt bringt Stefan seine Handschrift ein. Die «Wildrose» Linie entsteht bereits unter seiner Führung und ist die konsequente Orientierung an Low Intervention Grundsätzen, ohne aber eben Naturwein sein zu wollen. Stefan möchte die Frische und Kühle der Kamptaler Region in jedem seiner Weine zum Ausdruck bringen und im Austausch mit ihm merkt man schnell, wie viel Denkarbeit hinter seinem Ansatz und seinen Entscheidungen steht. Da ist ein Wein-Denker am Werk, der sich und seine Weine weiterentwickeln will.

Die Eleganz im Rosé Ancestral? Kommt von der nur 50% Einpressung der ganzen Zweigelt-Trauben. Warum degorgieren? Um dem Kunden das Überschäumen zu ersparen. Die Klarheit im Ausdruck der beiden Weine? Kommt von der minimalen Schwefelung von 10 mg/l nach dem Degorgieren, weil dann die schützende Kraft der Hefen fehlt. Das beeindruckende Wechselspiel von fizzy Säure und Trinkzug-Struktur im Wildrose Riesling Petnat? Kommt von der Macération carbonique, wobei die Maischestandzeit ganz bewusst auf eine Woche begrenzt ist, um nicht zu viel Tannin im Wein zu haben.

Charakter-Weine ja, aber nicht durch Nichtstun. Das ambitionierte Handwerk von Stefan und die cleane Stilistik seiner Schaumweine verdeutlicht, dass er nicht über die Naturwein-Welt sondern eher über die Méthode Ancestrale zum Pét-Nat gekommen ist: Richtig guten Sekt zu machen durch Orientierung an der ältestmöglichen Produktionsmethode, kombiniert mit ständigem Lernen und Verbessern. Sozusagen ein Backflip in die Zukunft der Rosner Schaumweine. Das passt. Und schmeckt.

Verkostung

Wildrose Riesling Petnat 2021: Hellgelbe Farbe im Glas. Blumig fein in der Nase. Am Gaumen viel Zitrus, braucht etwas Zeit und Luft um weniger ungestüm zu wirken. Schöne Länge, fällt nicht ab und hat eine unglaubliche, schöne Breite im Abgang. Fizzy-Lemon-Party.

Rosé Ancestral 2020: Leichte , elegante Erdbeer-Aromen in der Nase und auch am Gaumen. Zu beginn viiiiiel Kohlensäure, entspannt sich dann und lässt den Beeren mehr Platz um sich zu entwickeln. Guter Trinkfluss, vielseitiger Essensbegleiter.

Beide Weine sind als Vertreter einer klassischen Linie ausnehmend schön, fein gemacht und vor allem der Wildrose Riesling mit seiner spannenden, belebenden Säure ist einzigartig und beeindruckend. Beide sind auch gut lagerfähig und dürften sich mit ein paar Jahren an zusätzlicher Reife weiter positiv entwickeln.

Wildrose Riesling Petnat 2021, Weingut Rosner (Kamptal, Österreich). Pét-Nat aus Riesling, 11.5%. Erhältlich direkt ab Weingut (ausverkauft) für EUR 17.-

Rosé Ancestral 2020, Weingut Rosner (Kamptal, Österreich). Pét-Nat aus Blauem Zweigelt, 11%. Erhältlich direkt beim Weingut für EUR 16.-

Funkiness: clean | mild | wild

Pure, tropische Energie aus Franken

Fresh&Tropical: der Pét-Nat Benchmark aus Franken

Dieser Pét-Nat ist ein wahres Energiebündel – sowohl von der äusseren Erscheinung her wie auch dann tatsächlich im Glas. Doch der Reihe nach.

Einerseits ist der «Pure&Naked» vom Weingut am Stein wohl einer der am besten vermarkteten natural bubbles und kommt entgegen seinem Namen gar nicht so nackt daher. Der Wein steckt nämlich in einer charakteristischen Verpackung in Form einer Fake-Zeitung («Pet-What? Pet-Nat!»), inklusive 19 handkuratierten, teil selbstironischen, teils sehr treffenden Hashtags (#tropicalthunder). Das alles ist sehr bold, sehr ansprechend, sehr in your face. Und hat einen hohen Wiedererkennungswert, was bei einer Produktionsmenge von knapp 4000 Flaschen sicher hilft, den Absatz hoch zu halten.

Doch jetzt hopp, weg mit der Zeitung, Flaschenöffner her und los geht’s.

Und wie es los geht! Die intensiven Zitrusaromen rütteln einem vor lauter Frische in der Nase richtig wach. Dann folgen intensive Mango- und Passionsfruchtaromen am Gaumen. Und zwar richtig I-N-T-E-N-S-I-V. Geht Pét-Nat tropischer? Und sind da wirklich nur Trauben drin und nicht noch die eine oder andere Mango in die Presse gefallen? Das Geschmackserlebnis ist zwar crazy, aber dann eben doch auch richtig gut und auf den Punkt gebracht. Der Wein ist frisch und spritzig, präzise, mit einer schönen cremigen Textur hinter einer feinen Säure-Ader. Er ist der perfekte Wein für einen warmen Sommertag. Oder kalten Wintertag, um an die warmen Sommertage zurück zu denken.

Pure&Naked, Weingut am Stein (Franken, Deutschland). Pét-Nat aus Sauvignon Blanc und Cabernet Blanc, 12%. Erhältlich bei Smith & Smith für CHF 29.-

Funkiness: clean | mild | wild

Mostro Berry Monster

Mostro Petnat von Cascina Tavijn
Trüber Saft, helle Freude: Mostro 2019

Piemont, Petnat, Grignolino: Im «Mostro» von Nadia Verrua (Cascina Tavijn) findet eine der weniger prominenten Rebsorten des Piemonts eine verdiente Bühne. Grignolino ist zwar ähnlich anspruchsvoll im Anbau wie Nebbiolo, spielt aber mit gerade mal 2% der Anbaufläche im Piemont eine klare Aussenseiterrolle. Im Vergleich zu Piemonts Parade-Traube Nebbiolo hat Gignolino nicht die gleiche Komplexität und Langlebigkeit. Wenn er aber mit der richtigen Portion Sorgfalt und Zurückhaltung vinifiziert wird, entstehen aus Grignolino frische Weine mit knackigen Beeren-Aromen. Sie passen gut zu kalten Platten und jenen Gelegenheiten, in denen der Wein nicht andächtig im Zentrum stehen soll, sondern der unkomplizierte Genuss und die Menschen um einen herum.

Die Familie von Nadia Verrua produziert seit mehr als 100 Jahren Wein in Monferrato. Seit 2007 ist das Weingut biologisch zertifiziert und seit Generationen werden in den Rebbergen speziell auch seltene, autochthone Sorten des Piemonts gepflegt und angebaut – darunter eben auch Grignolino.

Der Mostro Petnat wird nicht degorgiert und kommt daher sehr trüb ins Glas. Das gibt dem Wein eine zusätzliche Dimension. Neben den schönen, knackigen Erdbeer- und Himbeernoten und leicht süssen Zitrus-Aromen (Blutorange) kommt so eine Cremigkeit ins Spiel, die durch die angenehmen weichen Bubbles unterstrichen wird. Insgesamt bleibt der Wein so deutlich im Hintergrund, drängt sich nie auf. Er ist unglaublich zugänglich, wirkt aber nie simpel. Ein sehr charmanter Petnat aus dem Piemont mit hohem Flow-Faktor. Ein gutes Beispiel dafür, was für tolle Weine aus Grignolino entstehen können.

Die ikonischen, schelmischen Labels des Weinguts gestaltet übrigens Gianluca Cannizzo. Auf My Poster Sucks verarbeitet er jede Art von Wein-Emotion so künstlerisch-rau wie die Weine um ihn herum.

Mostro 2019, Cascina Tavijn (Piemont, Italien). Pét-Nat aus Grignolino, 12.5%. Erhältlich bei More Than Wine (ausverkauft) für CHF 25.-

Funkiness: clean | mild | wild

Wie schmeckt 2021?

Wie jedes Jahr durfte ich auch in diesem Winter den neuen Pet Nat von Christof Ruof probieren. Kurz vor Weihnachten landete das Paket bei mir und nach etwas Ruhe im Keller war es jetzt so weit: Der erste Schluck 2021. Der Pet Nat von Christof ist immer auch mein erster Kontakt mit dem jeweiligen neuen Jahrgang. Auf 2021 war ich ganz besonders gespannt, denn dass 2021 ein speziell schwieriger Jahrgang für die Winzer in der Schweiz und Europa war, dürfte kein besonders gut gehütetes Geheimnis sein. Ein «launischer» Jahrgang nennt es Christof, «die Hölle» sein Kollege Julien Guillon im Wallis: Ein kalter Sommer mit viel Regen, Pilzdruck, dazu je nach Lage Frost und Hagel. Dass es dennoch überhaupt neuen Wein aus 2021 gibt, ist dem harten Einsatz der Winzerinnen und Winzer durchs ganze Jahr hindurch zu verdanken. Ein durchschnittlich tieferer Ertrag von 20 bis 30% zeigt, wie schwierig die Situation war.

Es schwingt also eine grosse Portion Respekt und Dankbarkeit mit, als ich den Flaschenöffner beim Pet Nat 2021 ansetzte.

Wie schmeckt er denn jetzt, der Jahrgang 2021?

Während 2020 sehr direkt und offen in seinem fruchtigen Charme war, fast ungestüm kraftvoll und in der Farbe intensiv wie Grapefruitsaft, legt 2021 am Anfang mit deutlich stärkerer Säure los und zeigt mehr Zitrusaromen. Auch die Farbe ist anders, tendiert zu Lachsrosa. Erst mit etwas Zeit im Glas kommt dann diese typische Kombination der «Ruof Cremigkeit» mit den knackigen Beeren.

2021 braucht also Luft, wirkt zu Beginn noch sperrig und kantig. Die Säure trägt den Wein aber sehr stimmig und ich denke, dass er auch gut von etwas Flaschenreife profitieren kann. 2021 ist wohl der komplexeste der jüngeren Pet Nats von Christof Ruof.

Nach diesem ersten Preview auf 2021 bin ich sehr gespannt, wie andere Winzer den Jahrgang gemeistert haben und freue mich auf feine, energiegeladene Weine.

Pet Nat 2021, Christof Ruof (Jenins, Schweiz). Pét-Nat aus Pinot Noir, 11,7%. Erhältlich bei More Than Wine für CHF 28.-

Funkiness: clean | mild | wild

In the mood for freshness – rennersistas

Schöne Aussichten: Bubbles und Berge.

Diesen Traktor kennen mittlerweile wohl fast alle, die mal eine Weinhandlung oder ein Restaurant von innen gesehen haben. Seit 2014 wirken Stefanie und Susanne Renner unter dem eigenen Label rennersistas auf dem elterlichen Hof in Gols und haben mit ihren direkten, frischen und sympathisch trinkigen Weinen schnell auch international einen Namen in der Naturwein-Szene und weit darüber hinaus gemacht. Ihre Philosophie ist dabei einfach, aber nie freakig-dogmatisch: Biodynamischer Anbau. Hohe Biodiversität im Rebberg. Handarbeit. Spontanvergärung. Handlese. Keine Filtration, keine Schönung. Feinhefe statt Schwefel.

Der «In a hell mood» darf heute zu Recht als eine Pet-Nat-Ikone betrachtet werden und hat mit anderen Weinen aus Österreich wie dem «Kalkspitz» von Christoph Hoch und den «Fuchs und Hase» Weinen den Ruf Österreichs als Naturbubble-Pionierland geprägt.

Er schmeckt denn auch genauso, wie er aussieht: Frisch, aufgeräumt, verspielt, sympathisch und absolut unkompliziert. Mit gerade mal 10%Vol ist er sehr trinkig, der wohl sehr früh geerntete St. Laurent sorgt für eine schöne ausgeprägte Säure. Es dominieren Zitrusnoten am Gaumen, nur die feine Most-Note im Abgang irritiert etwas und erinnert leicht an Cidre.

Insgesamt ein sehr stimmiger, spassiger Wein, der sich nicht aufdrängt sondern leicht und beschwingt für gute Laune sorgt.

In A Hell Mood 2019, Rennersistas (Burgenland, Österreich). Pét-Nat aus St. Laurent, 10%. Erhältlich bei Smith&Smith für CHF 32.50.-

Funkiness: clean | mild | wild

Pet Nit vom Weingut Eichholz

Gelungene Premiere: Pet Nit von Johannes Hunger

Ein Wortspiel, kein Tippfehler: Weil der Pinot-Saft in der Gärung stecken blieb, kam es etwas anders als geplant – und statt prickelnden Bubbles gibt es eine sehr subtile Perlage. Macht aber nichts. Der wohl erste Wein, bei dem Irene Grünenfelders Sohn Johannes Hunger für Idee und Ausführung verantwortlich zeichnet, ist rundum gelungen. Schöne Pinot-Frucht, feine Aromen von Erdbeeren und Himbeeren, das ergibt viel Spass im Glas und bleibt dennoch dabei jederzeit seiner Herkunft aus einem der besten Häuser für Schweizer Pinot Noir treu.

Pet Nit 2019, Weingut Eichholz (Jenins, Schweiz). Pét-Nat aus Pinot Noir, 11.5%. Erhältlich direkt beim Weingut für CHF 27.-

Funkiness: clean | mild | wild

Peaches!

Hier ist er also, der Sommer: In dieser Flasche. Herrlich cremig, intensiv-fruchtig, verspielt und doch ernsthaft. Strahlend, warm und lebhaft. Ein gehaltvoller, dichter Pét-Nat von Anne-Claire Schott, in dem sie die individuellen Stärken von Chasselas und Muscat ideal kombiniert. Hier passiert so viel gleichzeitig, dass ein Schluck schnell nach dem nächsten ruft – wie intensiv kann ein Wein nach Pfirsich riechen?

Pét-Nat 2020, Anne-Claire Schott (Twann, Schweiz). Pét-Nat aus Chasselas und Muscat, 12.1%. Erhältlich direkt beim Weingut für CHF 35.-

Funkiness: clean | mild | wild

The Ruof is on Fire

Alles richtig so.

«Ein wenig Pinot aus Jenins». So bescheiden umschreibt Christof Ruof seinen Beitrag fürs Weinland Schweiz. Doch obwohl die Menge tatsächlich überschaubar ist, kommt man an seinen Weinen nicht so einfach vorbei. Sowohl sein Pinot-Flaggschiff wie auch der ungeschwefelt abgefüllte reine Mariafeld-Klon sind keine lauten Trommler, sondern feine und ehrliche Weine. Anspruchsvoll im Handwerk, unprätentiös direkt im Genuss. Mein persönlicher Favorit aus dem kleinen, aber feinen Sortiment von Christof ist und bleibt jedoch sein Petnat.

Gerade mal 300 Flaschen produziert Christof Ruof jedes Jahr von seinem Petnat, von der gleichen Parzelle in Jenins wie alle seine Weine. Und Jahr für Jahr liefert er ab und stellt für mich ganz einfach den Benchmark der Schweizer Natur-Bubbles dar. Pure, knackige Pinot-Frucht. Kunstvolle Balance zwischen Anspruch und Spass. Trinkfluss ohne Ende. Als Bonus oben drauf: Tipptopp sauber verarbeitet, eine leuchtende Farbe die jeden Insta-Account adelt und tiefe Alkohol-Volumen um die 11%.

Es lohnt sich übrigens, den Ruof Petnat nach etwas Standzeit im Keller leicht aus seinem Schlaf wachzurütteln und die abgelagerten Sedimente wieder in Umlauf zu bringen. Einerseits aktiviert das seine grossartige Farbe und er leuchtet wie ein Grapefruit-Erdbeeren-Smoothie. Andererseits geht geschmacklich nochmals mehr ab und der Wein wird etwas cremiger. Das trüb-stoffige steht ihm aus meiner Sicht grossartig. Aromatisch löst der Petnat das visuelle Versprechen ein und schmeckt nach Erdbeeren, Grapefruit, wilden Beeren, Sommer und Berge. Jupp, das geht. Eine knackige Säure rundet das Paket ab und macht ihn gefährlich gut trinkbar. Der 2020er ist dabei noch ein gutes Stück ungestümer als der 2019er, ohne dass die Hitze des Jahrgangs dominieren würde.

Pet Nat, Christof Ruof (Jenins, Schweiz). Pét-Nat aus Pinot Noir, 11.6%. Erhältlich bei More Than Wine und Les Amis du Chateau für ca. CHF 25.-

Funkiness: clean | mild | wild